Entre dos aguas
Isaki Lacuesta, Spanien, 2018o
Die beiden halbwüchsigen Brüder aus La leyenda del tiempo zwölf Jahre später: Isra, dreifacher Vater, wird nach einer Haftstrafe von seiner Frau vor die Tür gesetzt. Cheíto kehrt von einem seiner langen Einsätze bei der Marine, die ihm eine eigene Bäckerei finanzieren sollen, zur Familie heim. In der ärmlichen, zauberhaft kargen Lagunenlandschaft von San Fernando diskutieren die beiden, wie's weitergeht und feiern mit ihren Familien und wilden Freunden das Leben. Unter allen anderen ungelösten Fragen ist da auch jene, ob sie den gewaltsamen Tod ihres Vaters, der ihre Kindheit überschattet hat, noch immer rächen wollen.
Das kommerzielle Kinogeschäft ist in raren Momenten hellwach, doch meist heillos blind für die Grösse und Schönheit von Filmen abseits ausgetretener Pfade. Richard Linklaters zwölf Jahre umfassende Kindheits- und Teenagerstudie Boyhood etwa wurde international gefeiert, La leyenda del tiempo und Entre dos aguas hingegen, Isaki Lacuestas halbdokumentarische zwei Filme über das Heranwachsen zweier Brüder in den ärmlichen Verhältnisse und der zauberhaft kargen Lagunenlandschaft des südlichsten Andalusien, kam hierzulande kaum in ein kommerzielles Kino und wurde von der Kritik weitgehend übersehen. Dabei beobachten die zwei Zwillingsfilme des 1975 geborenen baskisch-katalanischen Regisseurs das Heranwachsen zweier Jungen zu Männern nicht nur über den gleichen Zeitraum wie Linklater, sondern liegen mit ihrem halbdokumentarischen Ansatz noch näher an einer Realität, die für die Lebenslust und den Ehrgeiz junger Männer herbe Enttäuschungen bereithält. Aguas greift die wichtigsten Elemente des Vorgängerfilms auf, und kann als der konzeptionell ausgereiftere auch unabhängig vom ersten genossen werden: Herb und anrührend zart, wie er mit seinen zwei gebrochenen Helden, ihren rauen Familien und Freunden aus dem spanischen Prekariat nachinszeniert, wie man anständig leben soll und die schönen Dinge geniessen will, wenn einem die Wirklichkeit kaum eine Wahl zwischen Frondiensten zu Hungerlöhnen und gefährlich schnellem Geld lässt.
Andreas FurlerThat Isaki Lacuesta is probably Spain’s most underrated film director is again confirmed by Entre dos aguas, his striking, potently human follow-up to 2007’s La leyenda del tiempo. In its use of growing people playing themselves, Agua features the same non-pros, loosely playing themselves, as 12 years ago, and thus forms part of a sequence (hopefully ongoing) that’s about as close to being a Spanish Boyhood as we’re likely to get. Shot on film using hand-held camera throughout, Agua fuses the urgency, naturalness and empathy of insider documentary with the lightly worn artistry of well-told fiction in a primal story of masculine impotency set in a part of the world that history seems to have been abandoned.
Jonathan HollandIsaki Lacuesta reprend les personnages de son film La leyenda del tiempo et joue superbement du fil qui sépare fiction et réalité.
Alfonso Rivera