Wir Eltern
Eric Bergkraut, Ruth Schweikert, Schweiz, 2019o
Eine Familienwohnung in Zürich: Zwei Teenagerjungs schwänzen die Schule, besetzen kiffend den Balkon und müllen das Intérieur mit ihren textilen und amourösen Hinterlassenschaften zu. Als gutes Zureden, Fluchen und therapeutische Gespräche durchgespielt sind, beschliessen die Eltern kurzerhand ihren eigenen Auszug. – Zum Zeitpunkt des Shutdowns teilweise noch in den Kinos, ist Wir Eltern nun als vorgezogene Streaming-Premiere zu sehen.
Hilfe, die Kinder sind in der Pubertät! Von Schulstress, Stapeln von Pizzakartons und Schmutzwäsche, juveniler Lustlosig- und Motzigkeit erzählt das Schweizer Ehepaar Eric Bergkraut und Ruth Schweikert in seiner Familienkomödie. Eine Homestory: die beiden haben in den eigenen vier Wänden mit den eigenen drei Söhnen gedreht, eigene Erlebnisse sind selbstredend eingeflossen. Auch Papa Eric spielt sich selbst, nur die Mutter wurde mit der Schauspielerin Elisabeth Niederer besetzt. Der Witz ist fies, die Story geht immer wieder Richtung Groteske. In die - manchmal etwas holprig wirkenden - Spielfilmszenen sind Ratschläge echter Erziehungsexperten (darunter Remo Largo) montiert. In Bergkrauts Küche sitzend analysieren sie eine Gesellschaft, in der Kinder zu viel Macht haben und unter viel zu viel Druck stehen.
Martina KnobenWie soll man das nennen, ein satirisches Selbstporträt einer Wohlstandsgesellschaft, die ihren Kindern zu viel erlaubt? Dokumentarfilmregisseur Eric Bergkraut und Schriftstellerin Ruth Schweikert spitzen den eigenen Familienalltag zu, Vater und Teenager spielen ihre Rollen selber. Aus Realitätsmaterial wird Familienkomödie mit hohem Wahrheits- und Unterhaltungswert – bei aller Verschärfung von Erziehungsproblemen kommt diese schnell abgedrehte Dokufiktion nämlich ganz locker daher.
Pascal Blum