Avant, il n'y avait rien

Yvann Yagchi, Schweiz, 2024o

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Ein Genfer Filmemacher palästinensischer Herkunft reist ins Westjordanland, um die Trennung von einem Jugendfreund, der zum jüdischen Siedler wurde, zu verstehen. Während er zu begreifen versucht, warum ihre Freundschaft angesichts der politischen Situation nicht gehalten hat, stösst er er seine eigene tragische Familiengeschichte in Palästina.

Der eine hat eine palästinensische Mutter, der andere wurde von einer jüdischen Familie adoptiert. Beide wuchsen in Genf auf und waren als Kinder und Jugendliche beste Freunde. Dann verbiss sich der eine in seine jüdische Identität, emigrierte nach Israel, heiratete eine Gleichgesinnte und zog in eine Siedlung im israelisch besetzten Westjordanland. Der andere besucht ihn dort mit der Kamera, will ihn aus seiner Warte reden lassen, seine eigene dagegenhalten. Doch der jüdische Freund zieht sich zurück, droht mit Anwälten und kommt im fertiggestellten Film nun nur noch mit überkribbeltem Gesicht vor. Der andere aber, der Genfer Regisseur Yvann Yagchi, filmt inner- und ausserhalb der Mauern und Zäune weiter, befragt den Rabbi und die palästinensischen Bauarbeiter in der Siedlung, besucht umliegende Dörfer, Kinder, Friedhöfe und wird aufgefordert, Stellung zu nehmen. So stösst er auf die Geschichte seiner Mutter, seiner Grosseltern und seines Urgrossvaters, der ein palästinensischer Intellektueller war und Aktivist wurde, als er nach der Gründung Israels sein Haus und seine Bücher zurücklassen musste.

Ist heute, knapp zwei Jahre nach dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober und nach bald zwei Jahren israelischem Massaker in Gaza, noch Raum für diesen Film, der zuvor entstand und vom anderen doppelperspektivischen Dokumentarfilm zum Thema, dem Oscargewinner No Other Land, in der öffentlichen Wahrnehmung überflügelt wurde? Mehr denn je. Während der Titel des Oscargewinners das palästinensische Mantra aufgreift, dass es kein anderes Land für die Palästinenser:innen gebe, zitiert Avant il n’y avait rien die israelische Behauptung, wonach es vor der zionistischen Besiedelung praktisch nichts gegeben habe in Palästina. Unvermeidlich, folgerichtig, dass auch Yagchis Projekt der Unparteilichkeit in die Parteinahme mündet. Und überfällig, dass die ganze Geschichte dieses bald achtzigjährigen Teufelskreises von wechselseitig vergoltenem Unrecht wieder ins Blickfeld rückt.

Andreas Furler

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Filmdateno

Synchrontitel
There Was Nothing Here Before EN
Genre
Dokumentarfilm
Länge
71 Min.
Originalsprachen
Arabisch, Englisch, Französisch, Hebräisch
Bewertungen
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