Pearl
Elsa Amiel, Frankreich, Schweiz, 2019o
Eden Palace, internationaler Bodybuilding-Wettbewerb für Frauen: Lea Pearl konkurriert um den Titel Miss Heaven und damit um die Früchte jahrelanger Arbeit. Wenige Stunden vor dem Finale jedoch sieht sie die Schatten der Vergangenheit auftauchen: Ihr Ex-Mann kommt zusammen mit ihrem sechsjährigen Sohn, den sie seit dem Babyalter nicht mehr gesehen hat, im Eden Palace an, um den Kleinen bei ihr zu deponieren. Pearl versucht das jahrelang gehütete Geheimnis über die Distanz zu retten, denn ihr eiserner alter Trainer, mit dem sie bisweilen auch das Bett teilt, kennt in solchen Fällen kein Pardon.
1979 in Frankreich geboren, arbeitet die Schweizerin Elsa Amiel seit bald zwanzig Jahren als Regieassistentin und zeitweilige Schauspielerin auf französischen Filmen, unter anderem bei Autorenfilm-Grössen wie Noémie Lvovsky, Mathieu Almaric und Emanuel Finkiel (La douleur) . Ihrem ersten langen nach zwei kürzeren Spielfilmen sieht man die Erfahrung in jedem Bild an. In spektakulären Nahaufnahmen und kontrasstarken, durchstilisierten Totalen vollzieht sie die Fetischisierung des Körpers nach, die das Bodybuilding prägt. Die Hochglanzästehtik widerum steht in scharfem Kontrast zur Teilnahmslosigkeit, mit der sich die Titelheldin auf den Wettkampf vorbereitet. Schritt für Schritt, in einem streng kallkulierten Wechsespiel zwischen komprimierten Kurzszenen und Raum greifende Dialogsequenzen lotet Amiel Pearls inneren Widerspruch zwischen Show- und Mutterrolle aus, bis zum letzten Moment betreibt sie dabei ein Understatement, das das Publikum zur eigenständigen Ergänzung des psychologischen Lückenmosaiks zwingt. Auch wenn einem die Figuren deshalb stets ein Stück ein Stück weit fremd bleiben, läuft die Geschichte auf ein schlüssiges Ende jenseits der klischeehaften Ausschliesslichkeit von Show- oder Mutterrolle hinaus. Pearls Suche geht weiter – die Schweizer Bodybuilderin und Laiendarstellerin Julia Föry wurde für ihre Verkörperung Pearls für den Schweizer Filmpreis nominiert.
Andreas FurlerFéerique, étrange, elle exerce fascination et répulsion, Elsa Amiel, dont c'est le premier film, morcelle ce corps hypertrophié par de très gros plans fétichistes, transformant à vue cette héroïne en créature chimérique, devenue l'objet de fantasmes tourmentés.
Xavier LeherpeurUne œuvre de l’étrange, sombre et fascinante, dont l’intensité psychologique dépasse largement l’exercice de style téméraire. Bouleversant.
Frédéric Mignard