Jazz on a Summer's Day

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Natürlich sieht man sich diesen wunderbar restaurierten Klassiker des Konzertfilms vor allem an, weil darin Legenden wie Louis Armstrong, Dinah Washington, Mahalia Jackson oder Chuck Berry teils fantastische Auftritte haben. Doch Jazz on a Summer’s Day, 1958 am jungen Jazzfestival von Newport vom 28-jährigen Fotografen Bert Stern und einer Minicrew aufgenommen, ist auch eine Zeitkapsel. In Sterns Blicken ins Publikum und in die Kleinstadt auf der Ferieninsel Rhode Island auferstehen die späten Fünfzigerjahre mit ihren Caprihosen und Mokassins, schmalen Krawatten und Revers unter noch makellosen Frisuren. Vor allem aber: Junge und Alte jeder Hautfarbe sitzen und tanzen friedlich vereint, schauen bald aufgekratzt, bald gebannt und vorwiegend tiefenentspannt zu, wie die gealterten Swingkings auf die neuen Beboper und Rock’n’Roller treffen und die Queens von Jazz, Gospel und Blues allen die Show stehlen. Vor und auf der Bühne kein Neid, nur Grosszügigkeit, Optimismus und Lebensfreude: Jazz on a Summer’s Day ist eine Utopie. McCarthy war weg, Vietnam noch nicht da. Jedes Bild atmet diesen Moment der Freiheit, in dem Amerika noch an seine Unschuld glaubte, und die frei swingende Montage erprobt, was möglich ist. Natürlich kams anders. Stern wurde vier Jahre später weltberühmt, als ihm eine letzte Fotosession mit Marilyn Monroe wenige Wochen vor ihrem Tod in den Schoss fiel. Sein einziger Film aber, 1999 ins Kulturerbe der Library of Congress aufgenommen, ist sein Vermächtnis.