Messidor
Alain Tanner, Schweiz, 1979o
Jeanne, Studentin im Lernüberdruss, und Marie, Verkäuferin, lernen sich zufällig kennen und beginnen ein Spiel, das schneller Ernst wird als sie ahnten. Sie versuchen, ohne Geld im reichsten Land Europas unterwegs zu sein. Es verschlägt sie in alle Schweizer Landesteile. Das Abenteuer in einem Land, das auch noch das nicht zu Ordnende ordnet, verwirrt sie nicht nur, sondern es macht sie krank. Sie könnten sich aufgeben, drehen aber stattdessen durch und erschießen einen Unbekannten.
Mit Messidor inszenierte Tanner ein feministisches Roadmovie – leise, radikal, politisch –, das möglicherweise Thelma & Louise beeinflusste. Der Film basiert auf einer wahren Begebenheit, die in den 1970er-Jahren in Frankreich für Schlagzeilen sorgte. Geprägt von einer gewissen Desillusionierung, baut Messidor auf dem Spiel zweier Darstellerinnen, die das Streben nach Freiheit und die Ablehnung der gesellschaftlichen Ordnung treffend verkörpern. Doch den allgegenwärtigen (Schweizer) Strassen- und Landschaftsszenerien scheinen sie sich nicht entziehen zu können... (Auszug)
Emilie BujèsMessidor von Alain Tanner entstand 1978/79, der heißen Phase des Schweizer Filmwunders und des Terrorismus in Deutschland: ein Roadmovie um zwei junge Frauen, das als Spiel beginnt, ins Tragische umschlägt, zur Hetzjagd kreuz und quer durch alle Kantone wird. In seinen berauschend schönen, langen Sequenzen vermittelt der Film jenes atemberaubende Gefühl von Freiheit, das seinen Protagonistinnen ständig verwehrt wird. – Ein vergessenes Meisterwerk.
RedaktionBy putting the narrative of an open film into a setting that is closed, both literally (Switzerland) and metaphorically (these roads are channels), Tanner has shown us the crowded arteries of an immobile world where there's no room for someone not going somewhere. [Excerpt]
Karen Jaehne