Nos batailles
Guillaume Senez, Belgien, Frankreich, 2018o
Ein belgischer Versandhandel im Amazon-Stil: Der Vorarbeiter Olivier hat als Gewerkschaftsvertreter Gewicht in der Firma und ist mit seiner Aufgabe so sehr verheiratet wie mit seiner Frau Laura, die am Rand einer Depression steht. Als Laura unvermutet abtaucht, muss Olivier das Leben zwischen der Arbeit und seinen beiden Kindern im Primarschulalter neu organisieren. Die Schwester springt ein, eine Arbeitskollegin macht ihm Avancen, doch die Krise bringt auch seine Schwächen an den Tag.
Im frankophonen Kino gilt der mittlerweile 40-jährige Belgier Guillaume Senez bereits seit seinem Erstling Keeper (2015) als Newcomer mit Potenzial, mit diesem zweiten langen Film wird er den Hoffnungen vollauf gerecht. Nos batailles ist stark besetztes sozialkritisches Kino in der Tradition eines Ken Loach oder der Dardenne-Brüder. Ähnlich wie jüngst Les invisibles arbeitet Senez mit Laien, starken Charakterdarstellern und seinem einen Star Romain Duris so intensiv, dass ein nuancenreiches Ensemble aus einem Guss daraus wird. Frappierend schliesslich die ehrliche Zeichnung der Hauptfigur, eines klassischen Arbeiterhelden, der unermüdlich für seine Schützlinge kämpft, dabei aber auch halsstarrig agiert und zu dramatischen Auftritten neigt. Senez sagt unverblümt, er habe Einiges von seiner eigenen Scheidungsgeschichte in die Figur Oliviers eingebracht, und bestätigt mit seinem ungeschminkten Porträt den Hang zu leiser Selbstgefälligkeit und lauter Hysterie, den Männer im französischen Kino der Gegenwart gern an den Tage legen. Etwas mehr britische Unerschütterlichkeit und Selbstironie, liebe gallische Leidensgenossen, würde nicht schaden.
Andreas FurlerDie Szenen sind lebensecht geschrieben und vorzüglich gespielt von Romain Duris und den zwei Kinderdarstellern. Regisseur Senez schöpft aus seinen Erfahrungen als geschiedener Vater. Allerdings ist es etwas nervig, dass er nur die Sicht des Vaters zeigt und die der Mutter völlig ignoriert.
Murièle WeberLe résultat est saisissant: la justesse de la vie au quotidien, la sincérité des répliques, le naturel des acteurs (tous formidables) nous mettent au plus près des petits bonheurs et des grands désarrois d'un ouvrier syndiqué qui s'occupe davantage des problèmes de ses collègues que de sa vie de famille.
Barbara ThéatePour son deuxième long métrage (après Keeper, 2015), Guillaume Senez fait plus que remplir une promesse, il affirme un style et un tempérament. À partir d’un thème intimiste et social, il se livre à une dissection des rapports humains qui repose sur un hallucinant travail avec ses acteurs, qu’ils soient stars, comédiens réputés ou non professionnels.
Jean-Dominique Nuttens