Balkan Melodie
Stefan Schwietert, Schweiz, 2012o
Der Film erzählt von Marcel und Catherine Cellier und ihrer lebenslangen Liebe zu den Musiken Ostereuropas. Auf abenteuerliche Weise sammelten und dokumentierten die Celliers inmitten des Kalten Krieges über vierzig Jahre lang die bis dahin im Westen völlig unbekannten Klänge aus den kommunistischen Hauptstädten und Provinzen wo die Volksmusik immer noch fest im Alltag verankert war. Auf den Spuren der Celliers reist der Film nach Osteuropa, um die Protagonisten von damals wiederzufinden und den Reichtum ihrer Musik erneut aufleben zu lassen.
Der schweizerisch-deutsche Regisseur Stefan Schwietert hat seit den 1990er Jahren eine ganze Reihe exzellenter Musik-Dokumentarfilme gedreht, Balkan Melodie ist einer der schönsten davon. Auf den Spuren des Westschweizer Musik-Sammlers Marcel Cellier und seiner Frau Catherine reist Schwietert nochmals an die Orte zwischen Bukarest und Sofia, an denen das Pionierpaar hinter dem Eisernen Vorhang seine musikalischen Offenbarungen erlebte: vom Panflöten-Virtuosen Gheorghe Zamfir über vergessene Kombinats-Kapellen und «Le mystère des voix Bulgares» bis zum Gypsy-Pop. Dabei wird die Musik nie mystifiziert, sondern stets in ihren Kontext gesetzt: Zamfirs Gier und sein Gefühl, von den Westlern ausgebeutet zu werden, die Instrumentalisierung der Volksmusik durch die kommunistischen Regimes, kurzer bulgarischer Weltruhm vor trister Gegenwart. Wetten, dass Sie am Ende dieses Ohren- und Augenöffners gleich wieder von vorn anfangen möchten?
Andreas Furler