Ich will alles. Hildegard Knef
Luzia Schmid, Deutschland, 2025o
Am 28. Dezember 2025 wäre die deutsche Sängerin und Schauspielerin Hildegard Knef hundert Jahre alt geworden. Ihr Leben im Deutschland der Kriegs- und Nachkriegszeit war geprägt von zahlreichen Talenten, einem unerschütterlichen Willen zum Erfolg und der Fähigkeit, sich nach Rückschlägen immer wieder zu motivieren. Eine filmische Biografie.
Die verrauchte Stimme, ihre lakonisch geistreichen Songtexte, die herbe Schönheit und die schillernden Auftritte im Rampenlicht: Die Sängerin und Schauspielerin Hildegard Knef (1925-2002) war in vielem einmalig, eine letzte deutsche Diva, die ebenso oft angehimmelt wie niedergemacht wurde. Und sie war, wie die eindringliche neue Dokumentation der Schweizer Regisseurin Luzia Schmid zeigt, eine Überlebende zwischen Erfolg und Misserfolgen, zwischen Glück, Krankheiten und Sucht – eine, die immer wieder fiel und aufstand. Das thematisierte Knef selbst in selbstironischen Songs wie Von nun an geht’s bergab, ebenso in ihrer Autobiografie Der geschenkte Gaul von 1970, der 1975 ein Buch über ihre Krebserkrankung folgte (Das Urteil). Schmid nutzt die autobiografischen Texte, um Knefs Leben in ihren eigenen Worten zu schildern: Die wechselvolle Schauspielbiografie zwischen deutschem Trümmerdrama (Die Mörder sind unter uns) und Skandalfilm (Die Sünderin), mittelprächtigen internationalen Produktionen und grossen Broadway-Erfolgen. Über Knefs Privatleben äussert sich ihre Tochter Christina Antonia (aus der Ehe mit dem britischen Schauspieler David Cameron). Geradezu verblüffend zeigt sich Knefs Fähigkeit zu schonungsloser Selbstreflexion in diversen Fernsehinterviews: Knef gibt sich da so offen, verletzlich und schlagfertig zugleich, dass der kaum kaschierte Voyeurismus der (vorwiegend männlichen) Interviewer immer wieder ins Leere läuft. Sehr sehenswert.
Kathrin HalterGalerieo



